Albanische Frauen und die ferne Emanzipation

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Was in Deutschland undenkbar ist, ist für Albanische Frauen noch heute selbstverständlich. In einigen Regionen des Landes, vor allem im Norden, haben Albanische Frauen so gut wie keine Rechte. Hier herrscht nach wie vor der Kanun, der bereits aus dem Mittelalter stammt. In dem Verhaltenskodex wird festgehalten, dass eine Frau als das Eigentum ihres Mannes anzusehen ist und sich ihm fügen muss. Tut sie das nicht, dann darf der Mann sie schlagen oder sogar töten. Bisher mussten Männer bei häuslicher Gewalt keine Strafe fürchten. Das soll sich nun ändern.

Frauenrechte – Frauenbewegungen sind aktiv

Albanische Frauen wissen durchaus, dass auch ihnen Rechte zustehen. Es ist jedoch nicht ganz einfach, diese auch durchsetzen zu können. Nun gibt es aber eine albanische Frauenbewegung, die sich genau dafür einsetzt: Sie kämpft in vielen Bereichen des Landes dafür, dass die Frauen mehr Rechte bekommen. Der Hauptsitz der Bewegung ist in der Hauptstadt Tirana zu finden doch auch in anderen Teilen des Landes gibt es Frauenzentren, die von der Bewegung geführt werden. Fabiola Laco-Egro ist nur eine von mehreren Frauenrechtlerinnen, die den Mut und die Kraft hat, sich für mehr Rechte einzusetzen. Mehrfach war sie bereits im Norden des Landes unterwegs. Eines der Frauenzentren befindet sich in der Kleinstadt Puka, wo es bisher noch selbstverständlich ist, dass Frauen ohne ihre Männer kaum vor die Tür gehen, hart arbeiten, Kinder gebären und sich fügen. Mit dem Bau des Frauenzentrums hat sich hier bereits einiges getan.

Angst vor der Gewalt

Wenn eine Frau das Frauenzentrum aufsucht, dann hat dies meist einen Grund: Gewalt. Es ist normal, dass Frauen von ihren Ehemännern, den Brüdern, Vätern oder Söhnen mit Gewalt bestraft werden, wenn sie scheinbar ungehorsam sind. Die Dunkelziffern der Todesfälle sind erschreckend hoch, denn bisher mussten Männer nicht mit einer Strafe rechnen, wenn sie ihrer Frau etwas angetan haben. Viele Frauen suchen das Frauenzentrum aber auch auf, um sich hier von einer Ärztin untersuchen zu lassen. Für die Frauen ist dies oft die einzige Möglichkeit, allein aus dem Haus zu gehen.

Inzwischen zeigen sich durch die Frauenbewegung erste Erfolge. So gab es eine Kampagne in der mehrere Organisationen eine Strafe bei häuslicher Gewalt gefordert haben. Die Kampagne war erfolgreich und schon seit dem Jahr 2014 werden Gewalttaten gegen Frauen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft. Einen Haken hat das Ganze jedoch: Die Taten werden nur dann geahndet, wenn die betroffene Frau diese auch zur Anzeige bringt. Selbst wenn eine Frau den Mut zu einer Anzeige aufbringt, so passiert es häufig, dass sie diese wieder zurückzieht, aus Angst vor ihrer Familie. Die Frauenrechtlerinnen unterstützen Betroffene dabei, stark zu bleiben.

Harte Arbeit und Selektion vor der Geburt

Wenn eine Frau ein Mädchen erwartet, dann ist dies in Albanien zumindest für die Männer des Hauses kein Grund zur Freude. Bereits in der 14. Schwangerschaftswoche möchten Männer das Geschlecht des Kindes wissen. Handelt es sich um ein Mädchen, dann werden Frauen häufig zu einer späten Abtreibung gezwungen. Dies ist aber auch in Albanien nicht legal und kann zudem, da die Abtreibungen oft nicht fachgerecht ausgeführt werden, zu starken Verletzungen oder zum Tode der Frau führen. Dennoch werden nach wie vor mehr Jungs als Mädchen geboren.

Die Aufgaben der Frauen sind klar definiert. Sie sind nicht nur zuständig für den Haushalt sondern müssen sich auch um Garten, Feld und Tiere kümmern und das auch dann, wenn sie krank oder schwanger sind. Auch das Wetter hat keinen Einfluss auf diese Aufgabe. Häufig suchen die Frauenrechtlerinnen betroffene Frauen auf und unterstützen sie bei der Arbeit, vermitteln ihnen Hilfe oder sorgen dafür, dass die Frauen sich von ihrem Mann trennen können. Das wollen jedoch die wenigsten Frauen, denn eine Scheidung bedeutet auch, dass sie auf sich allein gestellt sind.

In Albanien steht die Familie an erster Stelle, daher machen sich Frauenrechtlerinnen für eine Ausbildung der Frauen sowie deren Unabhängigkeit stark. Ziel ist es, dass Frauen sich auch selbst ernähren können und nicht mehr auf ihre Männer angewiesen sind.

Die Frauenrechtlerinnen in Albanien nehmen ihre Arbeit ernst, vergessen dabei aber auch die Traditionen nicht. Mit Respekt vor traditionellen Bräuchen sorgen sie dafür, dass Frauen mehr Rechte bekommen, weniger Gewalt erfahren und lernen, sich durchzusetzen. Bis heute konnte viel bewegt werden, doch der Weg ist noch lang.


Bildnachweis: © Fotolia – Leonid Andronov

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