Verpfuschte Brust OPs: die Top 5 Risiken, 7 Tipps für Schadensersatz bei Kunstfehlern

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Verpfuschte Brust OPs sorgen bei Patientinnen für Frust und geminderte Lebenslust. Und für hohe Kosten, für die aber der Arzt bei einem nachgewiesenen Kunstfehler aufkommen muss.

Verpfuschte Brust OPs: die Top 5 Risiken, die jede Frau kennen sollte

Im besten Fall muss keine missglückte Brust OP beklagt werden und die Patientin geht glücklich nach der Operation nach Hause. Doch nicht selten treten Schmerzen auf oder es kommt zu anderen Problemen, die auf den Kunstfehler zurückzuführen sind.

Verpfuschte Brust OPs können zwar durch eine Folgekostenversicherung in ihren finanziellen Auswirkungen abgemildert werden, dennoch möchte wohl keine Frau das Risiko eingehen und überhaupt in die Situation kommen, über eine misslungene Brust OP nachdenken zu müssen. Doch um einen ärztlichen Behandlungsfehler beurteilen zu können, muss erst einmal geklärt werden, was ein Kunstfehler überhaupt ist.

Solche ärztliche Kunstfehler sorgen für misslungene OP-Ergebnisse

Ein Kunstfehler seitens des Arztes liegt vor, wenn die durchgeführte Operation nicht dem gängigen medizinischen Standard entspricht. Auch wenn ein Facharzt mit der Durchführung der Brust OP beauftragt wurde, können sich Fehler, Risiken und Nebenwirkungen einstellen, die das Ergebnis der OP negativ beeinflussen.

Zu beachten ist dabei, dass es sich bei einer Brust OP um einen Eingriff handelt, der medizinisch nicht nötig ist und bei dem das subjektive Schönheitsempfinden der Patientin eine Rolle spielt. Vielfach hadern die Patientinnen viele Jahre lang mit ihrem Aussehen und entschließen sich dann doch zu einem Eingriff.

Resultiert aus diesem eine missglückte Version der Idealvorstellung, wird dem Arzt schnell ein Behandlungsfehler vorgeworfen. Allerdings ist dieser nicht immer nachweisbar, daher wird ein Kunstfehler nur dann festgestellt, wenn dieser nach objektiven Kriterien erkennbar ist.

Verpfuschte Brust OPs berechtigen zum Schadensersatz. Allerdings kann dieser nie das erklärte Ziel sein und unter Berücksichtigung bekannter Risiken soll ausgeschlossen werden, dass eine missglückte Brust OP das Ergebnis des Eingriffs ist. (Foto: Shutterstock-_Satyrenko )

Verpfuschte Brust OPs berechtigen zum Schadensersatz. Allerdings kann dieser nie das erklärte Ziel sein und unter Berücksichtigung bekannter Risiken soll ausgeschlossen werden, dass eine missglückte Brust OP das Ergebnis des Eingriffs ist. (Foto: Shutterstock-_Satyrenko )

Die Top-5 Risiken für verpfuschte Brust OPs (Video)

Verpfuschte Brust OPs berechtigen zum Schadensersatz. Allerdings kann dieser nie das erklärte Ziel sein und unter Berücksichtigung bekannter Risiken soll ausgeschlossen werden, dass eine missglückte Brust OP das Ergebnis des Eingriffs ist.

Die folgenden Risiken sollten dabei beachtet werden:

  1. Nicht ausreichende Ausbildung

    Hier liegt sicherlich noch Nachbesserungsbedarf vor: Die Bezeichnung „Schönheitschirurg“ ist in Deutschland nicht geschützt und so kann es sein, dass ein Allgemeinmediziner als Plastischer Chirurg arbeitet. Möglicherweise werden OP-Methoden verwendet, für die gar keine Ausbildung oder Spezialisierung vorliegt, eine missglückte OP dürfte die Folge sein. Ein Facharzt für Ästhetische Medizin hingegen hat eine entsprechende Ausbildung absolviert und kann diese nachweisen.

  2. Anwendung veralteter Methoden

    Nicht selten werden völlig veraltetet OP-Methoden verwendet, wenn der operierende Arzt keine ausreichende Ausbildung vorweisen kann. Die Operation kann in einem Kunstfehler enden, dieser wiederum in der Forderung nach Schadensersatz. Leidtragende ist dabei sowohl finanziell als auch gesundheitlich die Patientin.

  3. Keine ausreichende Aufklärung

    Häufig gibt es mehrere Behandlungsmethoden für ein ästhetisches Problem. Der Arzt muss auf diese hinweisen und darf nicht nur die anpreisen, die ihm selbst finanziell in die Tasche spielt. Patientinnen sollten daher auch das Aufklärungsformular gewissenhaft lesen und nicht einfach nur unterschreiben.

    Häufig gibt es mehrere Behandlungsmethoden für ein ästhetisches Problem. Der Arzt muss auf diese hinweisen und darf nicht nur die anpreisen, die ihm selbst finanziell in die Tasche spielt.  (Foto: Shutterstock-Gorodenkoff )

    Häufig gibt es mehrere Behandlungsmethoden für ein ästhetisches Problem. Der Arzt muss auf diese hinweisen und darf nicht nur die anpreisen, die ihm selbst finanziell in die Tasche spielt. (Foto: Shutterstock-Gorodenkoff )

  4. Massenabfertigung der Patientinnen

    Es lohnt sich, einen Blick auf die Anzahl der Patientinnen zu werfen, die der Arzt bereits behandelt hat. Diese Zahl muss zu der Zeit, in der der Arzt bereits als Plastischer Chirurg praktiziert, passen. Eine Massenabfertigung lässt das Risiko für eine missglückte Brust OP deutlich steigen, weil weder für die Aufklärung noch für die weitere Behandlung genügend Zeit ist.

  5. Haftungsausschlüsse

    Manche Ärzte lassen ihre Patientinnen Haftungsausschlüsse unterzeichnen. Dies ist rechtlich nicht erlaubt und wird meist nur von Ärzten versucht, die weder die richtige Ausbildung noch etwas anderes als Profitgier im Sinn haben.

Video: Brust-OP: Krank durch Silikonimplantate – Brustvergrößerung mit dramatischen Folgen? | stern TV

So kommen geschädigte Patientinnen an ihren Schadensersatz

Nicht nur, dass hohe Folgekosten bei Korrekturen für verpfuschte Brust OPs anfallen, so ist auch der psychische Druck dabei enorm. Wichtig ist zuerst einmal die Klärung, ob es sich wirklich um eine misslungene Brust OP handelt oder ob die Schmerzen und Narben aus den Risiken der Operation resultieren, zu denen aufgeklärt worden ist. Ist dies der Fall, kann der Arzt nicht haftbar gemacht werden.

Verpfuschte Brust OPs mit hohem Schadensersatz ausgleichen

Wer Schadensersatz und Schmerzensgeld fordern möchte, kann sich über die Höhe der möglichen Zahlungen anhand dieser Tabelle informieren:

Verpfuschte Schönheits‑OP: Schmerzensgeld
Kunstfehler Schmerzensgeld
Schönheits-OP „Fettabsaugung“:
Wenn nach der Schönheits-OP unschöne Grübchen und Eindellungen in der Haut am Bauch zurückbleiben.
9.500 Euro
Schönheits-OP „Brustvergrößerung bzw. Bruststraffung“:
Wenn die Aufklärung über mögliche Narbenbildungen bei der Schönheits-OP fehlerhaft war.
11.000 Euro
Schönheits-OP „Brustvergrößerung“:
Oftmals werden Patientinnen nicht hinreichend über die Risiken bei der Brustvergrößerung aufgeklärt. Dies ist dann um so gravierender, wenn zusätzlich zur psychischen Belastung noch eine Beseitigung der eingetretenen Schäden eine Operation zur Korrektur notwendig wird.

Mögliche Folgen jeder Schönheits-OP können nämlich sein:

  • Brustmuskelschmerzen
  • Schmerzen, wenn die Brustmuskeln belastet werden
  • Die Brustwarzen können weniger berührungsempfindlich werden
  • Die Brüste können in ihrer Form assymetrisch werden
  • Die Brustwarzen können zu hoch angesetzt werden
  • Der Double-Bubble-Effekt kann eintreten (zwei parallele Falten, die über den unteren Pol der Brust verlaufen)
  • Der Rippling -Effekt kann eintreten (Implantate können mit der Haut und dem Unterhautfettgewebe verwachsen. So bilden sich sichtbare und tastbare, wellenförmige Falten)
  • Der Bottoming out -Effekt kann eintreten (Das stützende Narbengewebe am Taschenboden wird dann auf die Bodenlinie der neuen gelegenen Brustfalte hochgezogen und fixiert)

Die Höhe des Schmerzensgeldes richtet sich nach der Zahl der Kunstfehler.

15.000 Euro
Schönheits-OP „Brustvergrößerung“
Durch Sauerstoffmangel bei der Operation kommt es zu schweren Hirnschäden an denen die Patientin verstirbt.
Landgericht Hamburg, Urteil vom 24.06.2016, Aktenzeichen 303 O 173/14
800.000 Euro

Außerdem helfen die folgenden sieben Tipps, verpfuschte Brust OPs zumindest finanziell clever ausgleichen zu können:

  1. Kostenaufstellung vorbereiten

    Hierein fallen alle Kosten, die im Zusammenhang mit der misslungenen OP entstanden sind. Fahrtkosten, Kosten für Medikamente, Gutachterhonorare sowie Kosten für eine Haushaltshilfe sollen für einen Dritten nachvollziehbar aufgestellt werden. Entsprechende Nachweise müssen beigebracht werden können.

  2. An die fiktiven Kosten denken

    Nicht alle Kosten müssen wirklich nachgewiesen werden, denn auch sogenannte fiktive Kosten können bei der Forderung nach Schadensersatz Berücksichtigung finden. Verpfuschte Brust OPs können zwar eine tatsächliche Haushaltshilfe erforderlich machen, doch diese ist nicht in jedem Fall nötig.

    Wer unter starken Schmerzen leidet oder gar eine Bewegungseinschränkung durch die Operation erfahren musste, kann sich den eigenen Ausfall der Arbeitskraft in Form von Schadensersatz zurückholen. Eine Haushaltshilfe muss nicht zwingend eingestellt werden, möglich ist auch, den theoretischen Fall einer Einstellung und der Zahlung des üblichen Gehalts für diese Hilfskraft einzufordern.

    Es lohnt sich, einen Blick auf die Anzahl der Patientinnen zu werfen, die der Arzt bereits behandelt hat. ( Foto: Shutterstock-Satyrenko)

    Es lohnt sich, einen Blick auf die Anzahl der Patientinnen zu werfen, die der Arzt bereits behandelt hat. ( Foto: Shutterstock-Satyrenko)

  3. Psychische Folgen einbeziehen

    Verpfuschte Brust OPs haben nicht nur körperliche Auswirkungen für die Patientin, sondern auch psychische. Diese Belastungen bis hin zu psychischen Schäden sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Sie können im Rahmen der Schadensersatzforderung mit einbezogen werden. Dies gilt vor allem für diejenigen, die sich nur zu der OP entschlossen haben, weil sie ohnehin bereits psychisch unter ihrer Brust gelitten haben.

  4. Schnelle Beratung in Anspruch nehmen

    Nicht erst lange überlegen, sondern schnell über verpfuschte Brust OPs aufklären lassen! Der Gang zu einem anderen Arzt, der seine fachkundige Zweitmeinung mitteilt, ist unabdingbar und sollte auch dann erfolgen, wenn der ursprünglich behandelnde Arzt noch Aufschub fordert oder der Meinung ist, dass sich das gewünschte Ergebnis noch einstellen würde. Der weitere Arzt kann einschätzen, ob ein Kunstfehler vorliegt oder ob tatsächlich einfaches Abwarten zum gewünschten Erfolg führen wird.

  5. In Bildern darstellen

    Die Folgen der Brust OP sollten bestenfalls in Bildern festgehalten werden. Kurze Beschreibungen ergänzen die jeweiligen Bilder, die einen nachvollziehbaren Verlauf der Behandlung darstellen. Gibt es Personen, die die eigenen Beschreibungen belegen können, sollten diese als Zeugen notiert und bei Bedarf angegeben werden.

  6. Hilfe beim Anwalt holen

    Wurde die Operation in einer Klinik durchgeführt, wird diese die Forderung nach Schmerzensgeld oder Schadensersatz erst einmal vom Tisch haben wollen. Sie lehnt ab und das auch in dem Fall, wenn eine Haftpflichtversicherung der Klinik vorhanden ist. Die Patientin sollte sich umgehend an einen Anwalt wenden, der auf Medizinrecht spezialisiert ist und den vorliegenden Fall eingehend prüfen kann. Außerdem wird dieser die Vertretung der Patientin vor Gericht übernehmen.

  7. Unterlagen vom Arzt fordern

    Viele Ärzte verweigern die Herausgabe der Unterlagen zu einer Behandlung. Doch die Patientin sollte wissen, dass sie das Recht auf diese Unterlagen hat und deren Herausgabe fordern. Notfalls kann dies auch der Anwalt der Patientin tun, der sich anhand der Dokumentationen zum Fall seiner Mandantin ein genaues Bild über mögliche Fehler oder korrekte Vorgehensweisen machen kann.

Der Arzt haftet nur dann für eine misslungene Brust OP, wenn ein nachgewiesener Behandlungsfehler vorliegt.  (Foto: Shutterstock-resket)

Der Arzt haftet nur dann für eine misslungene Brust OP, wenn ein nachgewiesener Behandlungsfehler vorliegt. (Foto: Shutterstock-resket)

Häufig gestellte Fragen: Verpfuschte Brust OPs

Wann haftet der Arzt für eine misslungene Brust OP?

Der Arzt haftet nur dann für eine misslungene Brust OP, wenn ein nachgewiesener Behandlungsfehler vorliegt. Dann ist es möglich, auf Schmerzensgeld zu klagen. Das Missfallen eines OP-Ergebnisses allein ist jedoch nicht maßgeblich und berechtigt nicht zu Ansprüchen gegenüber dem Arzt.

Als Fehler seitens des Arztes wird auch eine nicht wahrgenommene Aufklärungspflicht gesehen, zu der es strenge Vorgaben gibt.

Kann der Arzt bei verpfuschten Brust-OPs strafrechtlich belangt werden?

Brust- und allgemein Schönheits-OPs nehmen eine Sonderstellung unter den operativen Eingriffen ein. Die Patientin muss bei diesen besonders umfassend aufgeklärt und auf mögliche Risiken hingewiesen werden, denn es handelt sich um medizinisch nicht nötige Eingriffe.

Verstößt ein Arzt wissentlich gegen seine Pflicht, zum Wohle der Patientin zu handeln und rät er von einer Brust OP nicht ab, auch wenn bestimmte Vorerkrankungen der Patientin bekannt sind, kann ihm reines Profitstreben unterstellt werden. Eine strafrechtliche Verfolgung sowie die Entschädigung des Opfers nach dem Opferentschädigungsgesetz kann auf den Arzt zukommen.

Der behandelnde Arzt muss die Patientin über Risiken, mögliche Nebenwirkungen sowie Folgen der Operation aufklären.  ( Foto: Shutterstock-Chatchawal Phumkaew_)

Der behandelnde Arzt muss die Patientin über Risiken, mögliche Nebenwirkungen sowie Folgen der Operation aufklären. ( Foto: Shutterstock-Chatchawal Phumkaew_)

Worüber muss die Patientin aufgeklärt werden?

Der behandelnde Arzt muss die Patientin über Risiken, mögliche Nebenwirkungen sowie Folgen der Operation aufklären. Außerdem muss er erläutern, wie schwer der Eingriff wirklich ist und was passieren kann, wenn die Behandlung nicht erfolgt. Mögliche Alternativen sind zu nennen.

Zudem muss der Arzt über die Möglichkeiten der therapeutischen Weiterbehandlung informieren. Das Aufklärungsgespräch muss mindestens 24 Stunden vor der Operation durchgeführt werden, damit die Patientin noch genügend Zeit zum Überlegen hat. Zudem muss sie zu diesem Zeitpunkt im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein.

Was sind grobe Behandlungsfehler?

Grobe Behandlungsfehler liegen vor, wenn der Arzt eindeutig gegen ärztliche Behandlungsregeln verstoßen hat und wenn er entgegen den gesicherten medizinischen Erkenntnissen handelt. Bei einem groben Behandlungsfehler muss der Arzt der Patientin beweisen, dass er keinen Fehler begangen hat, während normalerweise die Patientin einen Fehler beweisen muss.

Welche Ansprüche kann die Patientin bei einer missglückten Brust-OP geltend machen?

Eine missglückte Brust OP kann zum Erhalt von Schmerzensgeld und Schadenersatz berechtigen. Dafür muss ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Schaden der Patientin und der Behandlung festgestellt werden.

Liegt ein Behandlungsfehler vor, können

  • Verdienstausfälle,
  • Kosten für die Haushaltsführung,
  • Behandlungs- und Fahrtkosten

als Schadensersatzkosten angerechnet werden.

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